Folgender Text stammt vermutlich aus der lokalen Tageszeitung erschienen im Jahr 1950, signiert ist der Artikel mit yn.

Wer möchte nicht einmal wissen, woher seine Vorfahren stammen ? Es gehört viel Zeit, Geduld und auch Spitzfindigkeit dazu, aus alten Kirchenbüchern und sonstigen Urkunden die überall verstreuten Daten zusammenzusuchen. Dicke Bände werde gewälzt, vergilbte Zeilen sollen wieder einen Sinn ergeben. Viele Dokumente gingen im Laufe der Jahrhunderte verloren.

 

In diesen Tagen schloß Rektot .R. H.P. Siemers (Jork) sein Werk über die „Pickenpacks“ ab. Im Falle „Pickenpack“ konnte er feststellen, daß alle Träger diesen Namens von dem gleichen Hof in Osterjork, stammen.

 

Doch wie kam es zu diesen interessanten Feststellungen ? – Seit vielen Jahren stellt H.P. Siemens Sippentafeln für die Altländer Geschlechter auf. Nicht nur für ihn als Heimatforscher ist dieses eine wichtige und bedeutende Aufgabe, auch die einzelnen Familien legen auf diese Arbeiten den größten Wert.Vor 16 Jahren begann er dieser mühseligen und zeitraubenden Arbeit. Vier Jahre dauerte es, um alle Eintragungen aus den Kirchenbüchern zu übertragen, 46000 Eintragungen wies dass Jorker Kirchenbuch, 19000 das von der Kirchengemeinde Borstel auf.

 

Auch im Schulunterricht vergaß der damalige Mittelschuldirektor nicht, seine Schüler auf die Bedetung der Familienkunde für das Alte Land hinzuweisen, und fast alle Jungen und Mädchen hatten sich bis zu ihrer Schulentlassung unter seiner Anleitung eine eigene Sippentafel angefertigt.

 

Heute gibt es keine Familie aus altem altländer Geschlecht, von der nicht eine Sippentafel angefertigt wurde. Der Laie wird staunen, daß einzelne diese Tafeln auseinandergefaltet bis zu 4 ½ m lang sind ! Die Sippentafeln sind in 24 (!) großen Bänden untergebracht.

 

Die Tafeln bezeugen besser als alle Worte die großartige Seßhaftigkeit der Menschen des Alten Landes zum Unterschied von den Bewohnern aller anderen Marschen. Die Eintragungen gehen durchweg zurück bis zum Jahre 1524.

 

Neben den Kirchenbüchern boten auch die alten Einwohnerregister wertvolle Quellen. Aus der Schwedenzeit gibt es noch die „Mannschaftsregister“, die Mannschaftsregistrierung für die schwedische Meliz. Nicht zu vergessen sind die Deichrollen, die teils bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurückreichen und die alten Pfugschatzregister (bis zum Jahre 1525 zurückreichend).

 

Die ganzen Abschriften dieser wichtigen Quellen liegen bei Siemens. Über diese Schatzregister hinaus gibt es nur wenige Quellen. Zum Beispiel gibt es eine Quellenangabe aus dem Jahre 1313 für die Familie Pape, eine weitere aus dem Jahre 1317 für die Familieen Hauschild und Quast. Auch das Dührings‘che Lehnsprotokoll spielt für Jork ein wichtige Rolle.

 

Sagten wir, daß immer wieder aus diesen Tafeln eine große Seßhaftigkeit zum Ausdruck kommt, so ist innerhalb des Alten Landes doch ein ständiger Wechsel zu verzeichnen. Das zeigt auch das sogenannte „Höfebuch“, das die Entwicklung von über 90 Höfen vom Jahre 1524 an aufzeichnet.

 

Die ersten Pickenpacks

 

Schon im Jahre 1524 und im Jahre 1536 taucht der Name Pickenpack in Estebrügge auf. Doch dieser Zweig muß wieder ausgestorben sein. Im Jahre 1542 taucht dann der Name Johann Pickenpack in Oster-Jork, Nr 9 auf (Hof Claus Heinrichs). Elf Morgen (Altländer Morgen) groß ist der Hof gewesen, wie aus einem weiteren Dokument hervorgeht; zehn Sparrenpaare hat das Haus besessen, und sechs Feldscheunen nannte der erste Pickenpack sein eigen.

 

Bereits unter dem Sohn erweiterte sich der Hof auf 17 Morgen, Johann Pickenpack war Besitzer eines „halben Buw“. (Buw == nach dem amtlichen Sprachgebrauch des 16. Jahrhunderts ein bäuerlicher Vollhof), ein „halber Buw“ ein halber Vollhof. Der Hoferbe war Jakob Pickenpack, von dem wir eine Nachricht aus dem Jahre 1603 haben.

 

Die Familie verbreitete sich dann über zwei weitere Höfe in Oster-Jork und verzweigt sich dann in verschiedene Linien. So haben wir dann später die „Jorker-Borsteler“, „Ladecop-Neuenkirchener“ und die Linie von „Gehrden-Hinterbrack“.

 

Der interessanteste Zweig ist zweifellos der „Jork-Borsteler“, der auch bis nach Hamburg hineinreicht, wo ein Angehöriger der Sippe siamesischer Generalkonsul wird. Auch nach Estebrügge reicht dieser Zweig, wo sich die Pickenpacks dem Ziegeleigeschäft widmen und heute Inhaber mehrere Ziegeleien sind. Darüber reicht dieser Zweig auch bis ins Oldenburgische.

 

Von dem Ladecoper-Neuenkirchener Zweig lebt heute noch Claus Pickenpack in Neuenkirchen. Von diesem Zweig zog eine Familie nach Apensen. Der Name Pickenpack ist also auch auf der Geest verbreitet.

 

Die Pickenpacks auf der Jorker Linie befaßten sich lange Zeit mit dem Brauerei- und Brennereigewerbe. Zu der Zeit kamen sie auch auf das alte Harsefelder Gut „Neßhof“ in Guderhandviertel.

 

In langer Reihe sind sie da nun alle versammelt: die Schubacks, Riepers, Hausschildts, Quasts, Minners und wie sie alle heißen mögen. Doch immer stellte man schließlich wieder fest, daß sie von verschiedenen Zweigen abstammen. Die Pickenpack‘sche Sippentafel ist etwas Besonderes geworden. Duch vier Jahrhunderte geht die Entwicklung dieser Familie, durch gute und schlechte Zeiten, Freuden und Leiden. Erfolg und Mißgeschick, und doch kann man heute feststellen: alle Pickenpacks stammen aus Oster-Jork.

 

Nicht jeder Bauer nennt eine Sippentafel sein eigen, doch es wird kaum einen Bauern oder Alttänder geben, der nicht einmal ernsthaft über die Entwicklung seiner Sippe nachdachte. Es ist vielleicht schade, daß man nicht noch mehr von Leben und Arbeit der einzelnen Geschlechter erfahren kann, – Viel Gutes und Freudiges ist auf den Höfen geschehen, doch ebenso sind auch die Fehlschläge, Unglücke und Sorgen aus der Geschichte nicht mehr zu streichen. Angesichts dieser großen Sippentafeln kommt uns unser eigenes Leben nur klein und winzig vor. – Es sind nur wenige Bezirke, in denen die Sippenforschung so weit vorangetrieben wurden wie im Alten Lande.